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Digitalisierung im Mahnwesen? Die Inkassorechtsreform 2021

Wie die Inkassorechtsreform das Forderungsmanagement auf den Kopf stellt. Chancen für Deutschland und Tipps für ein digitales Mahnwesen, jetzt lesen!

Die deutsche Inkassorechtsreform: Treiber der Digitalisierung im Mahnwesen oder Fluch für die Inkassobranche?

Die Meisten in der Branche spüren den Umbruch vielleicht noch nicht unmittelbar, aber er ist nicht mehr aufzuhalten: Am 1. Oktober 2021 hat die deutsche Inkassobranche vom deutschen Gesetzgeber ein Korsett verpasst bekommen, dass die Branche nachhaltig verändern wird: die Inkassorechtsreform 2021. Die Reform bringt grundlegende Änderungen mit sich, die das bisher wenig regulierte Inkassowesen für den Verbraucher transparenter und günstiger machen sollen. So sollen beispielsweise Inkasso-Rechnungen bei kleineren Forderungen zukünftig geringer ausfallen, insgesamt sollen die Kosten um rund ein Drittel für den Verbraucher sinken. Auch soll eine neue Gebührenstufe verhindern, dass Inkasso-Kosten den ursprünglichen Rechnungsbetrag deutlich übersteigen. Ebenso ändern sich für die Inkassobetriebe selbst die Anforderungen: Sie sind deutlich stärker gefordert, Transparenz über den Gegenstand und die Höhe der Forderung zu schaffen sowie zusätzlich über die Rechte der Schuldner aufzuklären. Einen detaillierten Überblick über die konkreten Änderungen und neuen Regularien kann man bei Haufe.de nachlesen.

Aus Sicht des Verbrauchers ist die Reform also durchaus zu begrüßen. Aber welche Auswirkungen bringt die Gesetzesnovelle für Inkassobetriebe selbst mit sich? Unterm Strich bedeutet sie in erster Linie: mehr Aufwand bei gleichzeitig geringeren Einnahmen für Unternehmen, deren Geschäft das Eintreibern von Forderungen ist. Das klingt, als seien die fetten Jahren vorbei. Dabei sorgen Inkassounternehmen mit ihrem Geschäft laut dem Bundesverband BDIU jährliche für eine Rückführung in Höhe von 6 Milliarden Euro in den Wirtschaftskreislauf. Tatsächlich leidet die Branche – die Zuwächse im boomenden Onlinehandel muss man etwas ausklammern ebenso wie Coronaeffekte – aber bereits unter einer strukturellen Entwicklung: immer mehr Unternehmen greifen mittlerweile zur Selbstverwaltung und behandeln das Mahnwesen vollständig inhouse – und legen sich digitale Lösungen zu. Gerade kleinere und mittelständische Betriebe sparen dadurch Zeit und Kosten und mahnen deutlich schneller – in Zeiten von Corona kein unwichtiger Aspekt. Mit der Inkassorechtsreform dürfte eine weitere ungünstige Entwicklung dazu kommen, die der Branche missfällt. Oder?

Zurück in die Zukunft: der Blick in die Niederlande

Ein Blick über die Grenze zu unseren holländischen Nachbarn kann auf diese Frage einige Antworten liefern, denn: 2012 gab es dort eine sehr ähnliche Reform des Inkassokostengesetztes – niederländisch „Wet incassokosten“, kurz WIK. Auch dort wurden unter anderem feste Inkassogebühren sowie neue Standards für Zahlungsbedingungen eingeführt. Die Niederlande schauen also bereits auf eine knapp zehnjährige Erfahrung bei der Regulierung der Inkassobranche zurück. Wo hat diese Reform die niederländische Inkassobranche nun hingeführt?

Zunächst lässt sich festhalten, dass Gläubiger verstärkt dazu übergegangen sind, dass Inkassogeschäft zu internalisieren – ähnlich wie in Deutschland zu beobachten. Gleichzeitig wurde säumigen Schuldnern vermehrt die Möglichkeit seitens der Gläubiger geboten, die Forderungen ohne zusätzliche Kosten zu begleichen. Das förderte wiederum die Kundenbindung und die Quote der Forderungsabschlüsse. Ebenso führte die niederländische Reform zu einem wahren Digitalisierungsschub in der Inkassowelt: Um das Mahnwesen zu optimieren und die Effizienz zu steigern, hielten immer mehr digitale Lösungen Einzug in die Branche: Unternehmen boten plötzliche digitale Kommunikationskanäle wie E-Mail, SMS und Sprachnachrichten sowie ein breiteres Angebot an elektronischen Zahlungsoptionen zur Begleichung der Forderungen an. Auch dieser Schritt führte letztlich wieder zu einer Zunahme der Kundentreue und zu steigenden Forderungsabschlüssen.

Soweit die Entwicklung auf Seiten der Gläubiger. Was aber ist aus den Inkassounternehmen geworden? Insgesamt führte die Reform zu geringeren Einnahmen aufgrund von gesunkenen Mandaten und zu einem Rückgang der Inkassobüros. So ist die Zahl laut einer Studie der niederländischen Regierung zwischen Ende 2011 und 2018 von 630 auf 535 (-15 %) gesunken. Die Zahl der Gerichtsvollzieher ist von 948 auf 796 zurückgegangen (-16 %). Von diesem Negativ-Wachstum waren jedoch vornehmlich Betriebe betroffen, die nicht rechtzeitig auf digitale Lösungen umstellten. Man kann also durchaus auch von einer „Gesundschrumpfung“ der Branche sprechen, die durch innovative Lösungen für den digitalen Mahnprozess ausgelöst wurde.

Fazit aus der niederländischen Dekade: Auch wenn die Reform für die Branche schmerzhafte Einschnitte bedeutete, führte sie letztlich zu einem Innovationsschub und dadurch zu einer starken Prozessoptimierung in einer bis dato analogen Welt. Digitale und mit Künstlicher Intelligenz arbeitende Systeme für den Mahnprozess sind heutzutage in den Niederlanden fester Bestandteil von Inkassobüros und Gläubigern. Und davon profitieren alle Seiten, denn: Schuldner begrüßen (und erwarten mittlerweile) digitale Möglichkeiten, um schnell mit Hilfe des Smartphones Schulden begleichen zu können. Die Customer oder vielmehr Payment Journey wird dadurch also eher gestärkt als erschwert.

Forderungen

Was möglich ist: Chancen für Deutschland

Natürlich lassen sich die Erfahrungen aus den Niederlanden nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen, aber: sie geben wichtige Impulse und Hinweise, wo die Zukunft der Inkassobranche liegt. Ganz klar in der digitalen Welt mit technologischen Lösungen, die zu mehr Effizienz, stärkerer Customer Loyality und höheren Forderungsabschlüssen führen. Wer diesen Schritt nicht mitgeht (oder nicht mitgehen will), wird mittelfristig am „tech gap“ scheitern: Kunden fordern immer stärker digitale Bezahlmöglichkeiten, Unternehmen müssen darauf Antworten liefern.

Mit der richtigen Software für das digitale Forderungsmanagement – beispielsweise von Mail to Pay – können sich Inkassobetriebe und Gläubiger hierzulande zukunftsgerichtet aufstellen und von wertvollen Vorteilen profitieren: So werden Unternehmen durch die Automatisierung des Mahnwesens stark entlastet und im Kreditmanagement können frei werdende Ressourcen effektiver genutzt werden. Für Inkassobetriebe ergeben sich durch schlanke und digitalisierte Prozesse erhebliche Effizienzgewinne, die den Aufwand der Schuldeneintreibung wieder lohnenswerter machen.

Mail to Pay hat in diesem Kontext bereits eine Menge Erfahrung gesammelt, den Reformprozess in den Niederlanden eng begleitet und bringt dieses über zehnjährige Know How mit nach Deutschland: Mit ihrer Software-Lösung zum Digitalen Mahnwesen verfügt Mail to Pay über eine innovative Technologie und das notwendige Prozesswissen, um das Forderungsmanagement in Deutschland auf die digitale Spur zu bringen. Dazu muss in erster Linie ein breites Angebot an Zahlungsmöglichkeiten und -varianten bereitgestellt werden. Kunden sollten dort abgeholt werden, wo sie abgeholt werden möchten: in ihrem Präferenzmedium. Das muss nicht immer zwangsläufig der digitale Kanal sein, Mail to Pay bietet auch die Möglichkeit Mahnung auf analogem Weg per Post auszusenden. Der Clou dabei ist aber: Um genau das gewünschte Präferenzmedium des einzelnen Schuldners herauszufiltern, setzt das Unternehmen in den Workflows auf Künstliche Intelligenz. So wird für alle Beteiligten ein Schuh draus: Gläubiger kommen schneller an ihr Geld, Schuldner erhalten den genau für sie passenden Bezahlvorgang und erleben ihn als weniger belastend.

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Mit Mail to Pay die Digitalisierung aktiv gestalten

Mit dem Inkrafttreten der Inkassorechtsreform zu 1. Oktober 2021 steht der deutschen Inkassobranche ein tiefgreifender (technologischer) Wandel bevor. Zu welchen positiven Effekten das führen kann, lässt sich gut an „Oranje“ beobachten. Dafür muss man die vom Gesetzgeber sicher nicht intendierte und indirekte Aufforderung zu mehr Innovationskraft durch die Reform aber als Chance verstehen – und nicht als Sackgasse. Sicher bedarf es auch Mut, sich in einem so sensiblen Bereich, wie dem Mahnwesen, neu und digital aufzustellen.

Gut, wenn man dann einen erfahrenen Partner an seiner Seite weiß, der einen eng und sicher bei diesem Wandel begleitet: Mit Mail to Pay verpassen Sie den digitalen Anschluss nicht, gestalten das digitale Forderungsmanagement von morgen aktiv mit und fördern gleichzeitig positive Kundenerlebnisse. Sprechen Sie uns gerne an, wir unterstützen Sie bei ihrem Vorhaben.

Bildmaterial: Robert Kneschke - Adobe Stock // Heinzgerald - Adobe Stock